Nichts für schwache Nerven – die neue Gruppe Absturzsicherung der Feuerwehr
© Samtgemeinde Zeven
Nichts für schwache Nerven – die neue Gruppe Absturzsicherung der Feuerwehr
Dort, wo anderen beim Klettern die Knie weich werden, beginnt für sie der Einsatz: die neu gegründete Gruppe Absturzsicherung der Feuerwehr in der Samtgemeinde Zeven.
Der Grundstein für dieses Projekt wurde im April 2024 gelegt. Fünf Feuerwehrleute nahmen damals an der 24-stündigen Fortbildung „Sicheres Arbeiten in Bereichen mit Absturzgefahr“ im Landkreis Verden teil. Anschließend folgten intensive Planungen, Materialbeschaffungen und die Gewinnung weiterer Einsatzkräfte, um die Gruppe personell und fachlich auf solide Beine zu stellen. Dank der finanziellen Unterstützung der Samtgemeinde konnte die notwendige Ausrüstung zeitnah bestellt werden.
Ein knappes Jahr später erfolgte eine zweite Ausbildungsrunde, diesmal in der Samtgemeinde Zeven selbst – durchgeführt von fünf Kreisausbildern des Landkreises Verden. Die Resonanz war groß. Heute besteht die Gruppe aus 19 speziell geschulten Feuerwehrmitgliedern – darunter eine Feuerwehrfrau – aus den Ortsfeuerwehren Boitzen, Elsdorf, Gyhum, Hesedorf, Rüspel-Volkensen-Nindorf und Zeven. Die Leitung der Einheit übernimmt René Nordwig aus Zeven, sein Stellvertreter ist Arne Holsten von der Feuerwehr Rüspel-Volkensen-Nindorf.
Aufgaben und Fähigkeiten der Gruppe
Die Gruppe Absturzsicherung kommt überall dort zum Einsatz, wo Arbeiten oder Rettungen in Höhen oder Tiefen mit Absturzgefahr verbunden sind – etwa auf Baukränen, Hochregallagern oder in Schächten. Im Ernstfall steht zunächst die Sicherung der verunfallten Person und die Durchführung lebensrettender Sofortmaßnahmen im Vordergrund. Ist der Betroffene noch in der Lage, sich selbstständig zu bewegen, wird eine Rückführung aus dem Gefahrenbereich eingeleitet. Alternativ kann die Person auch mithilfe der Ausrüstung gerettet werden – etwa durch Ablassen einer Person (z. B. Retter oder zu rettende Person), die durch eine Sicherungskraft nach einem Sturz ins Sicherungsseil aufgefangen wurde. Zur technischen Ausstattung gehören unter anderem der sogenannte Gerätesatz „Absturzsicherung“ sowie das „Auf- und Abseilgerät“, diverse Anschlag- und Verbindungsmittel und die „Kernmanteldynamik- und Statikseile“. Eine umfassende Knotenkunde ist für die Mitglieder unerlässlich und gilt als Grundvoraussetzung, wie die Höhentauglichkeit.
Abgrenzung zur Höhenrettung
Eine weiterführende Spezialisierung stellt die sogenannte Höhenrettung dar, für die eine deutlich umfangreichere Ausbildung notwendig ist. Höhenretter absolvieren eine 80-stündige Grundausbildung sowie jährlich eine 72-stündige Fortbildung. Die nächstgelegenen Höhenrettungsgruppen befinden sich in Bremerhaven und Hamburg. Sie übernehmen komplexere Einsätze, bei denen z. B. Personen frei im Seil hängen dürfen und ein geplantes Ablassen einer Person mit einem Höhenretter zusammen erfolgt. Das freie Hängen im Seil ist bei der Absturzsicherungsgruppe hingegen ausschließlich zum Zweck der Selbstrettung zulässig – und auch nur dann, wenn akute Lebensgefahr besteht und kein anderer Rückzugsweg möglich ist. Im Einsatzfall unterstützt die Gruppe Absturzsicherung bis zum Eintreffen einer Höhenrettungseinheit und überbrückt diese Zeit mit professioneller Sicherung und Betreuung der verletzten Person.
Einsatzbereit ab Juni 2025
Der Übungsdienst der neuen Gruppe findet regelmäßig an jedem zweiten Mittwoch im Monat statt. Künftig sind auch gemeinsame Übungen mit den Einheiten aus Rotenburg und Verden geplant. Ein besonderer Dank gilt dabei Unternehmen aus der Region, die ihre Baukräne als realistische Übungsszenarien zur Verfügung gestellt haben. Aktuell läuft noch die Beschaffung personalisierter Overalls und Handschuhe. Ab Juni 2025 wird sich die Gruppe nach intensiver Vorbereitung offiziell als einsatzbereit melden – bereit, dort zu helfen, wo andere nicht mehr weiterkommen.